Ach, wo ist bloss beim Spengler Cup die schöne Transfer-Romantik geblieben? Noch vor 25 Jahren sind während der Altjahrswoche in Davos die grossen Deals eingefädelt worden.
Legendär ist etwa der Fall von Paul DiPietro. Er kommt im Sommer 1998 aus der höchsten deutschen Liga in die Leventina, stürmt mit Ambri im Frühjahr 1999 bis in den verlorenen Final gegen Lugano. Er rockt die Liga mit 82 Punkten aus 45 Spielen. Präsident Emilio Juri zahlt ihm lediglich etwas mehr als 120'000 Franken netto.
Zug-Präsident Fredy Egli und sein Sportchef Renato Eugster spannen Ambri den kanadischen Stürmer schon während des Spengler Cups 1998 aus. In der Lobby des Hotels, in dem die Kanadier damals untergebracht sind (Sporthotel Central), treffen sich die beiden mit Paul DiPietro. Sie regeln in weichen Sesseln in der Lobby den Transfer. Zufälligerweise steht hinter einer Säule versteckt grad ein Chronist und hört live mit, wie die Bedingungen ausgehandelt werden: Der heute eingebürgerte Kanadier wird im Sommer 1999 nach Zug wechseln. Für etwas mehr als 300'000 Franken netto.
Diese Transferromantik ist längst verloren gegangen. Wichtige Wechsel für die kommende Saison werden bereits ab August besiegelt und im Dezember ist praktisch alles erledigt. Beim HC Davos geht es beispielsweise noch darum, ob Dominik Egli bis Ende Januar mit einem schwedischen Klub für nächste Saison einig wird. Falls nicht, bleibt er beim HCD. Transfergeschäfte werden sowieso über neue Kommunikationskanäle (wie das Hosentelefon und das Internet) abgewickelt. Den «Transfer-Jahrmarkt» Spengler Cup gibt es nicht mehr.
Was nun nicht heisst, dass es zwischen Hockey-Tempel und VIP-Kathedrale keinerlei interessante Neuigkeiten mehr gibt. Es sind sozusagen Transfers auf einer zweiten, höheren Ebene. In den Büros und Chefetagen. Zum Beispiel der Fall Beat Equilino.
Willi Vögtlin, Spielplanchef der Liga und des Spengler Cups, wundert sich, ja ein wenig scheint er sich sogar aufzuregen, und fragt: «Wie kommt es, dass der Equilino mit seiner Akkreditierung überallhin Zutritt hat?»
Es macht Sinn, dass Beat Equilino überallhin Zutritt hat. Seine Rückkehr zum HCD ist eines dieser interessanten neuzeitlichen Spengler-Cup-Transfergerüchte. Es ist mehr als ein Gerücht. Es ist eine Tatsache. Der charismatische Bart- und Brillenträger hat bis 2002 nur für seinen HCD verteidigt. Von 1995 bis 1999 war der heute 52-jährige Titan (193 cm/95 kg) sogar Captain. 2002 wechselt er als Pressechef ins Büro, 2008 wendet er sich der Privatwirtschaft (Bank) zu. 2014 holt ihn der EHC Kloten. Dort erlebt er eine wilde Zeit. Er beginnt als Medienchef, wird als Nachfolger von Pascal Müller (heute Langnau) Sportdirektor und steht im Februar 2019 beim Scheitern im Aufstiegskampf sogar zusammen mit Felix Hollenstein und Waltteri Immonen für den gefeuerten André Rötheli beim letzten verlorenen Playoff-Spiel an der Bande.
Nun wird Beat Equilino wieder in ruhigeren Gewässern segeln. Er kehrt nach 15 Jahren heim zum HCD und zum Spengler Cup. Als Bürogeneral. Am 1. März 2024 tritt er die Stelle eines Head of Sales für den Spengler Cup an. Der HCD ist ja der Organisator des Turniers. Die Vermarktung des Klubs einerseits und des Spengler Cups andererseits erfordern ein gerütteltes Mass an Arbeit. Der Hockey-Konzern HCD macht im Jahr rund 30 Millionen Umsatz und 40 Prozent davon durch den Spengler Cup. Der Gewinn aus dem Turnier von mehr als zwei Millionen ermöglicht heute die «Quersubventionierung» eines NL-Spitzenteams und am Ende des Geschäftsjahres eine schwarze Null.
Damit das weiterhin so bleibt, braucht es im Verkauf einen Titanen wie Beat Equilino.